SCHÖNE BESCHERUNG

Meine Meinung & Adenstedt-Blogs - Adventskalender

Ich erinnere mich, in der Nachkriegszeit hatten wir sehr strenge Winter.
Vielleicht sind diese Winter in meiner Erinnerung besonders kalt gewesen,
hatten wir doch nicht viel um die Stuben warm zu bekommen und hatten wir
noch weniger um uns richtig warm anziehen zu können.
Das Holz aus dem Adenstedter Wäldchen reichte nicht für alle und sich noch
zusätzlich von den Loks der Sandzüge‚ die ständig auf den Schienen rund ums
Dorf unterwegs waren, ein paar Briketts zu „organisieren“, war nicht
ungefährlich.

Wenn kein Schnee lag fuhren wir Kinder in der Dunkelheit mit kleinen
klapprigen Handwägelchen an bestimmte Stellen im Wald, an denen die
Erwachsenen tagsüber heimlich Briketts abgeworfen hatten um sie in diesen
Wägelchen schnell nach Hause zu transportieren. Lag Schnee, dann wurde
jeder Schlitten, der irgendwie greifbar war, für diese Arbeiten genutzt.
Schlitten gab es nicht viel, aber es gab sehr viele Menschen in unserem
kleinen Dorf, die in diesen strengen Wintern ihre Eisenöfen oder Gruden
beheizen wollten. Und so waren die wenigen Schlitten eine richtige
Kostbarkeit, mit der jeder Besitzer sorgsam umging.

Der Schnee lag glitzernd über dem Dorf und den umliegenden Felder und
graue Rauchschwaden quollen aus den Schornsteinen der verschneiten
Fachwerkhäuser.
Der Lehrer schickte uns mit ermahnenden Worten nach Hause und schnell
machten wir unsere Hausaufgaben und wenn Zeit war ging es daran
anschließend zum Rodeln in die Hoheneggelser Steinkuhle.

Wir waren sehr viele Kinder und es mangelt an besagten Schlitten.
Aber der Vater von Uwe Schiefelbein, den vielleicht noch einige von uns
kennen, der hatte in Heimarbeit einen wahren Monsterschlitten gebaut. Er
hatte Platz für eine ganze Horde Kinder.
Mit diesem Monsterschlitten und dem einen oder anderen kleinen
Eisenschlitten ging es dann unter lautem Gejohle zum Rodeln auf die
Hockerbahn in die Steinkuhle.
Mit einem großen Trupp Kinder besetzt, wurde besagter Monsterschlitten bis
an seine Belastbarkeitsgrenze getestet.

Zig Male ging es unter lautem Geschrei über die Hockerbahn und der Schlitten
ächste unter der Last der vielen Kinder. Dicke Eishuckel auf der langen Piste
bereiteten uns Kindern ein riesiges Fahrvergnügen und trotz klirrender Kälte
hätte der Tag kein Ende nehmen müssen.
Aber, o Schreck, bei der letzten Fahrt, gab es den Superschlag auf einem
besonders hohen und besonders eisigen Huckel. Der Monsterschlitten flog
regelrecht über ihn hinweg und landete mit Totalschaden am Rand der
Hockerbahn.

Wir rappelten uns aus den Schneebergen, die uns weich abgefangen hatten,
hervor und sahen uns den Schaden an. Völlig ratlos und mit großer Angst vor
dem was Uwes Vater sagen würde, wenn wir mit den Einzelteilen seiner
Heimarbeit nach Hause kommen, packten wir alle Teile zusammen und
machten uns sorgenvoll und still auf den Rückweg ins Dorf.
Bei Schiefelbeins angekommen, berichteten wir stockend von dem Dilemma.

Wir müssen urkomisch ausgesehen haben in unserer Angst vor dem
Donnerwetter was wir erwarteten, denn Vater Schiefelbeim fing mächtig an
zu lachen.
Als er dann aber nach einem der restlichen Holzteile des Monsterschlittens
griff und heftig in der Luft herumfuchtelte, zogen wir alle unsere Köpfe ein.
Vater Schiefelbein lachte noch kräftiger und prustend kam es aus ihm heraus:
„Man gut, nun ist dieses Monster endlich hinüber und unser Uwe bekommt
zu Weihnachten einen richtig schönen Schlitten.”

Völlig überrascht schauten wir den lachenden Herrn Schiefelbein an und uns
Kindern fielen einige Steine von unseren Herzen.

Schnell trugen wir die Holzteile des Monsterschlittens in den Schuppen und
Vater Schiefelbein machte daraus Kleinholz zum Befeuern des Eisenofens in
der weihnachtlichen Wohnstube.

Beruhigt gingen wir nach Hause und freuten uns mit Uwe auf die nächste
Schlittenpartie, gleich nach Weihnachten, auf der Hockerbahn in der
Hoheneggelser Steinkuhle.