Schildbürger beteiligen sich an Lichtspektakel

Meine Meinung & Adenstedt-Blogs - Redaktions-Blog

Eine Glosse: In Hildesheim ist gerade das internationale Lichtkunstfest LICHTUNGEN zu Ende gegangen, und man meint, auch Adenstedt möchte sich gerne an Lichtkunst versuchen.

Jahrelang tobte im Ortsrat der Streit mit der Gemeinde, man möge doch trotz allen Sparwillens die Sportlergasse abends beleuchten.

So waren Summen von über 15.000€ im Gespräch, so daß sich letztendlich der Ortsrat aufraffte, und hier in Eigenleistung mit Hilfe der SGA dieses verwirklichen wollte. Jörg Roffmann stiftete Lampenmasten, und im Sommer ging es dann los:

Und die Erwartungen schossen hoch, was man nach der Bauphase hier erwarten würde.

Fachlich haben einige Ortshandwerker hier mitgeholfen, die Masten schauen größtenteils senkrecht in den Himmel. Doch was entfaltet sich für ein optisches Kunstwerk, wenn man den Blick gen jenigen richtet:

dieses???

Schlangengleich windet sich ein stählener Korpus, um nach etlichen Biegungen in einem flachen Lichtplateau zu enden. Ein wahres Kunstwerk. Welches vielleicht den Kampf nach Licht nachzeichnet, dem heilsbringenden Symbol der Menschheitsgeschichte - ähnlich der nach dem Lichte rankenden Pflanze auf dem Hildesheimer Spektakel.

Nun mein ich: die Tatsache, daß es in der Sportlergasse mittlerweile Beleuchtung gibt, ist als große ehrenhafte und gesellschaftliche Errungenschaft zu sehen. Hier gilt es ganz besonders Jörg Roffmann zu danken, der mit der Mastspende und mit starkem Einsatz und Organisation dabei war und dieses neben vielen freiwilligen Helfern ermöglichte.

Doch mal im Ernst. Soll dieses nach einem gebastelten Provisorium ausschauende Gebilde tatsächlich die nächsten 10 Jahre so werbewirksam für unser Dorf bleiben? Ich persönlich finde es ja gut, wenn die Gemeinde Lampenkörper zur Verfügung stellt. Doch wenn ich als Bürger hier für die Leuchten schon fast 4000€ ausgebe, so beschaffe ich doch das für den Zweck Passende.

Besonders bei den LED-Leuchtkörpern ist nicht nur die Bauform (Mast-ansatz vs Mast-aufsatz) und deren Höhe, sondern im wesentlichen das Leuchtmittel entscheidend.

Durch die starke Bündelung des LED-Lichtes kommt es bei falsch angebrachen Leuchtmitteln zu starken Blendwirkungen.

Aber es kommt noch besser: um der Blendwirkung zu entgehen, haben die Adenstedter Schildbürger dann die Masten dort aufgestellt, wo ein starker Baumbestand zu verzeichnen ist. Das Blattwerk mindert von Frühjahr bis Herbst die Leucht- aber auch die Blend-Wirkung. Es sei denn, man schneidet die Bäume regelmäßig frei, wie hier bereits geschehen, um wieder den Weg mit Licht zu treffen: Dieses finde ich unpraktikabel, und kostenintensiv.

Aber zurück zu den Masten. Hier in Adenstedt sind die leuchttechnisch besseren ausgekragten Masten verbaut, im Gegensatz zu den am Straßenrand stehenden (zu Blendwirkung neigenden billigeren) Pfahlmasten. Dadurch, daß sie ja bereits über dem Weg hängen, kann man eigentlich gut ein ovales Umfeld symmetrisch zur Hängeposition ausleuchten.

Die hier eingesetzten Leuchtmittel sind jedoch asymetrisch gebündelte Straßen- oder Gehwegleuchten für Pfahlmasten. Bei am Wegesrand (!) stehenden Aufsatzmasten (!) leuchten sie vom Mast weg in eine Richtung (bei dieser Bauhöhe) ein Fläche von etwa 3x8m aus.

8 Meter, das wäre ja auch gut, dann wäre ein Großteil des Weges erhellt. Was machen unsere Schildbürger jedoch:

Sie nutzen für den Weg die schmale 3m-Licht-Seite und  beleuchten auf 8-10 Meter alles mögliche: Bäume und Häuser, daher mit nur zu 20% des komplett eingesetzten Lichtes den Weg!

Wieviel Licht trifft den Weg?

Wie kommt solches?

Ich muß unsere Schildbürger ein wenig in Schutz nehmen. Sie haben mit diesem Leuchtmittel keine andere Chance gehabt, als zu sagen, neee, diese Lampe nehmen wir nicht, oder baut in diese Lampe einen anderen Strahler ein.

Sie hatten keine andere Chanche, als sich zwischen Richtig, Falsch oder Unsinn zu entscheiden:

 

Und so taten sie, wie Schildbürger es halt tun. Sie vollbrachten das Paradoxon. Und kauften halt lieber den coolen Profi-Pfusch-Flansch nach (für die dritte Lösung).

Da nun 80% des Lichtes die Bäume und umliegenden Häuser und Gärten beleuchten, geht nun auch 80% des eingesetzten Stromes (ich sag mal) für Lichtverschmutzung drauf! Wahrscheinlich wäre wohl jeder hängende Baumarktfluter lichtausbeutetechnisch energetisch effektiver gewesen. Aber wer zahlt denn schon den Strom. Sind ja LED-Leuchtmittel, die brauchen ja kaum was.

Klar hätte man auch die Masten am Knick absägen können, und hätte dann zumindest 2 Pfahlmasten (aber auch das Eckleuchtenproblem noch nicht gelöst). Klar hätte man die Leuchtmittel auch tauschen können, aber...

Natürlich kann man sagen, geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul, doch geschenkt sind diese Leuchtkörper nur oberflächlich.  Der Steuerzahler hat sie bestimmt für gut 3000€ gekauft. Und wer (außer uns Adenstedtern) kauft ein Pferd mit kranken Zähnen?

Klar sind sie für den Ortsrat kostenfrei von der Gemeinde gestellt worden. Doch entweder sind sie von der Gemeinde für uns neu angeschafft worden, dann ist das ein krasser Fehlkauf gewesen und der gehört rückabgewickelt. Oder sie sind aus dem Fundus "Ersatzlampen bei Defekt", dann muß die Gemeinde dafür wieder Lager-Ersatz beschaffen. So oder so zahlt der Steuerzahler für eine falsche Lampe.

Pfiffig wäre es vielleicht, bei Ersatzbeschaffung durch die Gemeinde das richtige (ausrichtbare symmetrische) Leuchtmittel/Leuchtkörper für Mastansatzlampe zu beschaffen, um dann still und heimlich diese Neuen gegen unsere Falschen mit dem dilletantisch lächerlichem Flanschaufsatz auszutauschen.

Aber realistisch weiß ich, daß nichts länger hält, als ein Provisorium. Und so wird auch dieses Bestand haben ...

Und daher glaub ich, daß Adenstedt hier nun seinen eigenen Schildbügerstreich hat, und vielleicht auch als Streich begreift und pflegt.

 

Aktualisiert (Donnerstag, den 10. Dezember 2015 um 15:35 Uhr)